Weil wir mal eine Abwechslung zu all den tollen Fußballplätzen wollten, welche wir in den letzten Jahren reichlich besucht hatten, dachten wir uns: Warum nicht mal zu einem traditionellen Pferderennen? So fuhren wir nach Iffezheim, das kannten wir noch aus der Sonntags-„Sportschau“ zu Acatenangos Zeiten. Zweimal „Galopper des Jahres“. Am Stück!
Samstag erschienen wir noch galopp, entschuldigt, salopp gekleidet, aber da am Sonntag die „Style Challenge“ anstand, ein Preis für das beste Outfit, hatten wir unsere Hüte in Form von Spargel, Wirsing und Kürbis eingepackt und aufgesetzt, waren also gut vorbereitet und gingen sicher von einem Sonderpreis aus. Zwar wurden wir tüchtig von allen Seiten fotografiert, und mussten reichlich für Fremde auf deren Selfies stillhalten, einen Preis bekamen wir jedoch nicht. Auch Preisgeld beim Wetten gab es, für uns weniger, denn es stellte sich als unmöglich heraus, selbst die klarste Favoritenchance in Geldgewinn umzumünzen. Die Pferde kamen einfach ins Ziel, wann sie wollten. Mal gewann ein hoher Außenseiter (ich sage nur Miami Heat mit einer über 20er-Quote), dann – kaum, dass man sich einen Außenseiter fürs nächste Rennen ausgeguckt hatte – sicherte sich ein zuverlässiges Tier mit mittlerer Einschätzung den Sieg. Dann wieder eines mit niedriger Quote, wie zum Beispiel Koffi Esprit.
Was müssen die Tiere aber auch immer für wunderliche Namen tragen? Ein französischer Wallach hieß Düsseldorfer. Ebenfalls am Start unter anderem: Admiral Lips, Raffinesse, Sugar inthemorning oder Tatsthewaytodoit (beide tatsächlich so geschrieben) oder Oak Lahoma. Die Pferde selbst schert es allerdings bestimmt wenig, ob Stonede, schludrig Schreibende oder einfach Legastheniker die Geburtsurkunde für das Fohlen ausfüllten. Oder alles zusammen. Vielleicht auch trug der stolze neue Besitzer den Namen Champagnertrunken einst selbst ein. Die trinken bestimmt immer Champagner. Haben ja Geld wie Heu.
Anders bei uns – und so bleibt es auch. Man kann bei Pferdewetten als Kleinsparer nämlich definitiv kein Geld gewinnen. Also, bei den insgesamt 18 Rennen über zwei, schwerstens unterhaltsame Tage manchmal schon, aber bei jedem von uns Vieren war auf der lustigen Heimreise weniger im Portemonnaie als auf dem aufgeregten Hinweg. Getränke bereits abgezogen. Champagnertrunken konnte man uns nicht nennen. Man setzt aber auch besser gleich nicht auf „Dirndl aus dem Stall O’zapft is unter Trainer Figge“!
Hätte ich doch bloß das Buch gelesen, welches ich vor 20, 30 Jahren, als eines der damals bei uns so beliebten Quatsch-Geschenke, einem Kumpel kredenzte: „Was der Stallmeister noch wusste 2“. Klang gerade durch den Zusatz „2“ besonders merkwürdig. Merkwürdig aber allein schon, wie man den Titel zu deuten hatte. Worauf lag die Betonung? Ging es tatsächlich darum, woran sich der Stallmeister alles erinnern konnte und bisher noch nicht verraten hatte, oder wusste der Stallmeister zusätzlich etwas, was er zuvor keinem gestanden hatte? Pikantes etwa! War der erste Teil seriös und der zweite Tratsch?
Die Leute von der Wettzeitung waren allerdings von einem ähnlichen Schlag, darum wussten wir, dass Lexi’s Dream beim vorletzten Rennen mit Nasenbluten ausgeschieden war. Keiner tippte auf Lexi. Und das war auch gut so. Diesmal kein Nasenbluten, aber nur Sechster. Doch auch diese Spezialisten der Pferderecherche lagen mit ihren Sieger-Tipps zumeist daneben; und so werden auch sie nichts gewonnen haben. Aber chic und bizarr unter Tausenden von anderen unwissenden Verlierern, das hatte schon was.
Trotzdem nächstes Jahr mal wieder das Stadion am Uhlenkrug. Oder doch Hoppegarten?







