„Dieses Hausfrauendasein war nie mein Ding“, sagt Agnes Schmidt. Die Leiterin der Luise-Büchner-Bibliothek und Gründerin des dahinter stehenden Vereins interessierte sich schon früh für das Thema Frauenbewegung und hat selbst mehrere Berufe erlernt. „Ich war immer wissbegierig und wollte lernen. Das hat mich erfüllt“, berichtet die 82-Jährige.
Für ihre jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit, die Förderung der Frauenliteratur und die Gleichstellung der Geschlechter wurde Agnes Schmidt vor zwei Jahren das Bundesverdienstkreuz verliehen. Auch wenn sie selbst teilweise Hausfrau war, ihren Mann zu beruflichen Einsätzen ins Ausland begleitete und sich um die zwei Kinder kümmerte, sorgte sie stets dafür, sich selbst weiterzubilden. „Geboren bin ich in Budapest, Ungarn. Bevor ich meinen Mann, einen deutschen Studenten, dort kennenlernte, habe ich eine Ausbildung zur Buchhändlerin absolviert und danach ein Studium der Bibliothekswissenschaften begonnen.“ Im Alter von 47 Jahren, als die Kinder längst erwachsen waren und sie und ihr Mann sich fest in Weiterstadt niedergelassen hatten, entschloss sich Agnes Schmidt erneut zu einem Studium. „Ich wollte das soziale Handeln von Menschen besser verstehen und habe mich in Darmstadt im Fachbereich Soziologie eingeschrieben. Das Studium schloss ich nach zehn Jahren mit einem Diplom ab.“
Immer was los bei Agnes!
Zwischendurch und danach ist viel in Agnes Schmidts Leben passiert: So war sie als Mitbegründerin des Kranichsteiner Literaturverlages tätig. Später, nachdem die Stadt Darmstadt die – damals noch kleine – Bibliothek mit Werken rund um Frauengeschichte aus Hamburg erhalten hatte, erklärte sie sich bereit, diese ehrenamtlich zu leiten. Gemeinsam mit anderen Frauen erweiterte sie ab 1996 den Bestand der Bibliothek, die schnell einen festen Platz im Literaturhaus gefunden hatte. „Dort gibt es uns noch heute“, sagt Schmidt nicht ohne Stolz. 2010 gründete sie die Luise-Büchner-Gesellschaft, die sie zwölf Jahre als Vorsitzende leitete, zudem gab sie in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Frauenring mehrere Bücher zum Thema Frauen heraus. „Mein Motto ist ein Satz, den Luise Büchner einst sagte: ,… denn was wir wollen, ist mehr als eine Frauen-, es ist eine Menschheitsfrage!’“ So lautet auch der Titel des Taschenbuchs von Agnes Schmidt mit Aufsätzen zur Geschichte der Frauen und der Frauenbewegung, das sie im März 2025 im Eigenverlag herausgebracht hat.
Privat ist die 82-Jährige ebenfalls sehr aktiv und hat einige Hobbys: „Ich höre gerne Jazz, gehe ins Theater und lese viel – wie könnte es anders sein.“ Aus einigen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeitsfelder hat sie sich mittlerweile des Alters wegen herausgezogen. In der Bibliothek hält Agnes Schmidt aber noch immer einmal die Woche die Stellung sowie bei mancher Veranstaltung: „Es macht mir einfach Spaß, aktiv zu sein, mich in Themen der Frauengeschichte zu engagieren und anderen Frauen damit zu helfen.“







